
Das war ja ein bescheidenes Jahr sagen jetzt alle ganz gern. Ich sag ja lieber: 2020 ist, was Du draus machst. Diese negative Einstellung und sich alles nur schlechtreden finde ich persönlich echt doof. Ich hatte weitestgehend Spass, natürlich mit Einschränkungen und Regeln beachten und auch ich hab Dinge vermisst. Aber ich habe auch ein paar neue Dinge entdeckt. Aber der Reihe nach.
Bis zu meinem Geburtstag am Freitag. den 13.03.2020 verlief das Jahr „normal“. Klar hatten wir von einer von China ausgehenden Pandemie gehört, aber wie schon bei Schweinegrippe und SARS waren wir gewohnt zu verdrängen. An meinen Geburtstag sind wir fein Esssen gegangen zu unserem LieblingsSpanier XIV Heilige und verputzten die grosse Tapas Platte. Nicht ahnend, dass es das dann erstmal war mit Essen gehen. Am Montag wollte ich dann in einen kleine Kurzurlaub nach Fehmarn starten, Resturlaub musste wech. Ich hatte mir schon ein paar Gedanken über ein persönliches HygieneKonzept gemacht und mir war auch klar, dass vielleicht nicht alles so gehen wird, wie gewohnt, war aber noch optimistisch. Am Sonntag rief mich eine Mitarbeiterin des Südstrand Center Fehmarn an, um mir mitzuteilen, dass Schleswig Holstein die Inseln mit sofortiger Wirkung abgeriegelt, meine Reservierung wäre damit storniert. Die Sache blieb für mich kostenfrei, aber auf die Auszeit hatte ich mich eigentlich gefreut. Nun, denn halt nicht. Ich machte es mir zu Hause schön.
Danach die Neuerung: HomeOffice. Das ging erstaunlich gut, ich konnte von zu Hause aus meine Arbeit genauso erledigen, als wäre ich im Büro, plus Bonus: 1,5 Stunden mehr Freizeit, die ich sonst auf dem Arbeitsweg verbracht hätte. Der kommende Frühling liess mich auch die Zeit gut nutzen: raus in die Natur.
Ostern Reisen mit dem WoMo fiel natürlich aus. Wir machten kleine Ausflüge und trafen uns mit ein paar wenigen Leuten, um die LostPlaces der Umgebung zu erkunden.
Das nächste Highlight: Himmelfahrt. OK, wir hätten es besser wissen sollen, wie bekloppt die Mitmenschen sind. Aber alle, wirklich alle, wollten raus. Und gaaaanz viele haben jetzt dieses Camping für sich entdeckt. Für die klassischen Campingplätze musste man mindestens 5 Tage am Stück reservieren, das ging grad mal nicht. Wir wagten es trotzdem und fuhren spontan los. Das wurde eine recht nervige Angelegenheit. Wir wollten natürlich an die Küste, Nord- oder Ostsee war erstmal egal. Aber wir hatten keine Chance, überall lange Schlangen an der Anmeldung. Genervt fuhren wir weiter, lernten einen sehr unfreundlichen Platzwart am Malenter See kennen und blieben dort nicht. Schliesslich kam Laboe auf den Radar. Der Stellplatz, naja eigentlich auch ein Parkplatz war eigentlich voll, aber es waren noch „normale“ Parkplätze frei. Kackfrech lösten wir am Automaten ein Wohnmobil Ticket und bleiben einfach stehen. Das war schön! Es waren nur ein paar Meter zum Strand runter. Wir genossen den Nachmittag in der Sonne und es gab ein lecker Eis. Essen gab es im Wohnmobil. Am nächsten Morgen machte ich einen sooo schönen Strandspaziergang, dass ich spontan anregte: lass uns noch einen Tag bleiben. Wir gingen im Ort frühstücken und ein bisschen geocachen. Zum Abendessen holten wir uns leckere Fischbrötchen. Am nächsten Tag ging es weiter an den Nord-Ostseekanal. Der erste Stellplatz, den wir ansteuerten sah uns recht voll aus, und an der Schranke wurde empfohlen, den Platzwart anzurufen. Tat ich, dann fuhr ein Auto auf mich zu, der Platzwart drin. Er hatte grade eine Absage bekommen, ein Platz wäre frei. Man kann auch mal Glück haben. Das war auch schon genial mit Kanalblick. Wir entdeckten den Fussgängertunnel auf die andere Kanalseite, verkniffen uns das leckere Eis zugunsten eines fantastischen Schnitzels am Abend.
So ging das Jahr weiter. HomeOffice ging bis Mitte Juni. Dann wieder zur Arbeit fahren mit Bus und SBahn. Maskenpflicht- naklar. Und natürlich immer wieder Leute, die meinen, sie müssten sich nicht dran halten. Das ging sogar soweit, dass ich angepöbelt wurde, als ich jemanden bat, Abstand zu halten. So war ich froh, als dann wieder aufgrund steigenden Fallzahlen HomeOffice ausgerufen wurde, so richtig wohl habe ich mich in der Bahn nicht gefühlt. Achja, dazwischen gab es noch unseren „Jahresurlaub“. Ins Ausland reisen war keine Option, so fuhren wir zunächst zum Lightpainting Festival nach Oranienburg. Dieses konnte aufgrund des Hygienekonzepts und der geringen Teilnehmerzahl von 50 Personen stattfinden. Und „Hut ab“ alle haben toll mitgemacht und es war eine schöne Zeit. Danach folgten wir unserem Plan, mal den wilden Osten zu erkunden. Über den Spreewald fuhren wir in die Niederlausitz und entdeckten gar feine Plätze, wo es auch nicht zu voll war. Nach einer Woche Seen zog es uns ans Meer, eine ganz schlechte Idee zunächst, denn hier war alles überlaufen, obwohl garkeine Ferien mehr waren. Nett auch, dass man erst nach einer Stunde in der Schlange erfuhr, dass der Campingplatz ausgebucht ist, das hätte man besser organisieren können, ein einfacher Aushang hätte da ja gereicht. Enttäuscht fuhren wir nach Poel weiter und konnten auf dem Stellplatz noch ein Plätzchen ergattern. War uns aber klar, dass das nur eine Notlösung für eine Nacht sein konnte, denn schön ist da nicht, auch wenn der Ort seinen Reiz hat. Am nächsten Tag waren wir drauf und dran, nach Hause zu fahren, wollten aber Schleswig-Holstein noch eine Chance geben. Man gut so. Wir fanden einen tollen Platz auf Walkyrien, das liegt bei Grömitz. Meerblick, Strand gleich umme Ecke, tolle Ausstattung am Platz und flexibles Buchungssytem (einfach erneut € einwerfen und noch eine Nacht bleiben). Das taten wir dann auch bis zum Ende des Urlaubs.
Die herbstliche HomeOffice Phase war nicht ganz so fein wie im Frühling, aber das liegt wohl an der Jahreszeit. Ich musste schon aufpassen, dass ich überhaupt etwas Sonnenlicht bekomme. Am besten Mittags raus. Aber das Aufraffen fällt bei zunehmend schlechtem Wetter auch immer etwas schwerer. Daher ist die Stimmung jetzt zum Jahresende deutlich trüber. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich keine Familie mehr habe, die ich vermissen könnte. Und mal mit Freunden zum Fotografieren losziehen ist ja auch drin mit Abstand und draussen. Ist eben alles etwas ruhiger.
Aber wie gesagt: Das Jahr ist, was Du draus machst. 2020 war ruhiger als die vorigen Jahre, aber ich habe das nicht als so schlimm empfunden, ich mag auch mal Ruhe. 2021 darf dann aber bitte gern auch mal wieder ein bisschen mehr los sein. Ich vermisse Konzerte, Freunde treffen, Essen gehen. Und vielleicht weiss ich das in Zukunft mehr zu schätzen, wenn es nicht so selbstverständlich ist.